Der Künstler

Die Schmuckobjekte von Leonid Uralskij sind mal überraschend, mal verwirrend oder unerwartet komisch, immer jedoch sind sie faszinierend und außergewöhnlich. Es ist schwer zu sagen ob es die Ästhetik ist oder die Kreativität der Arbeiten sind, die den Betrachter am meisten beeindruckt.

Obwohl jedes Schmuckstück als eigenständiges Objekt gelten könnte, steht für den Künstler die Tragbarkeit, also die Funktionalität des Schmucks im Vordergrund. Bei seiner Formgebung greift Leonid Uralskij neben Elementen historischer Epochen auf Elemente der Natur zurück und es gelingt ihm, geometrische, organische und figurative Formen harmonisch zu verbinden. Die Naturverbundenheit des Künstlers kommt dabei überall zum Ausdruck.

Eine besondere Rolle in seiner Arbeit spielt die Muschel. Beeindruckt von ihrer Formenvielfalt und ästhetischer Schönheit beschäftigte sich Leonid Uralskij lange Zeit mit Muscheln und erfand Möglichkeiten, sie im Schmuckdesign einzusetzen, sowohl im konventionellen Sinne in ganzer Form, als auch ungewöhnlich aufgesägt oder in Teilen. Das in ermüdender Feinarbeit sichtbar gemachte Innere einer schlichten Muschel überrascht den Betrachter durch komplizierte und geheimnisvolle Windungen und versteckte Ornamente.

Mit diesem Bild lassen sich auch die Arbeiten von Leonid Uralskij beschreiben. Seine Formen sind nie eindeutig oder auf den ersten Blick erkennbar ? ist es die Spirale der Muschel oder das Herz einer exotischen Blume? Oder gar das Ohr eines komischen Kauzes, der den Kopf von uns wegdreht? Leonid Uralskij spielt mit dem Blick des Betrachters und fordert dessen Fantasie, verwirrt ihn einerseits und fesselt ihn andererseits, die wahre Gestalt doch noch zu erraten. Doch, wie allseits bekannt, hat die Wahrheit mehrere Gesichter. So weisen auch viele seiner Schmuckobjekte mehrere Ansichten auf, die je nach Wunsch der Trägerin oder des Trägers zur Geltung kommen.

So wie Muscheln in den unterschiedlichsten - schlichten verspielten und prächtigen - Formen vorkommen, so sind die Arbeiten von Leonid Uralskij ungewöhnlich verschieden: einige Objekte faszinieren durch ihre zierliche Ästhetik und reine fließende Form. Sie könnten Elemente der Antike erahnen lassen. Andere wiederum blenden durch den Überfluss an Ornamenten und verspielten Details. Formen aus der Vegetation erinnern fast an den Jugendstil, wäre da nicht die eigene unverkennbare Handschrift des Künstlers, die in jedem seiner noch so verschiedenen Objekte erkennbar ist.

Elisabeth Kuhl